Mittwoch, 6. November 2013

Besonderheiten der Psychologie in Indien

So, hier noch ein paar kleine Geschichten und Infos zum Praktikum:


In Indien wird, im Gegensatz zu Deutschland, noch oefter der Rorschachtest, verwendet. Es werden aber keine Urteile alleine aufgrund dieses Tests gemacht, sondern er wird meist als Teil einer ganzen Testbatterie verstanden, quasi als "opener". Meist wird er zusammen mit dem TAT erhoben, aber dazu geich.

Fuer alle Nicht-Psychologen: Der Rorschachtest ist ein "projektiver" Persoenlichkeitstest und ist ziemlich umstritten. Hierbei werden dem Probanden zehn verschiedene Tintenkleckstafeln gezeigt und dieser soll erklaeren was er in dem Bild erkennt. In den USA wird der Test auch noch haeufig benutzt und traegt wichtige Entscheidungen mit, z.B. ob Gewalttaeter freikommen etc.


 Hier zwei Beispiele...
Was erkennt ihr??













Ich war jedenfalls hellauf begeistert als dann tatsaechlich dieser "Kult-Test" bei einer jungen Patientin angewendet wurde... Sie war allerdings selbst Psychologiestudentin  und das hat uns dann doch etwas stutzig gemacht, da sie den Test und die Auswertungsschritte mit Sicherheit kennt. Also wenn die eine Psychopathin gewesen waere, haette sie das mit den "richtigen Antworten" sicher verstecken koennen...



Ein anderer wunderbarer Test ist der TAT (Thematischer Apperzeptionstest) der auch bei dieser Studentin angewendet wurde. Hier werden Bilder gezeigt und der Proband soll zu den Bilder eine Geschichte erzaehlen. Hier ein Beispielbild:

Und das war wirklich sehr interessant (diesen Test kannte die Studentin wohl nicht), denn man konnte direkt erkennen wo ihre Probleme lagen...









Diese Projektiven Verfahren sind halt nicht objektiv was die Auswertung und die Interpretation angeht. Wir finden diese Verfahren aber furchtbar spannend!





Was uns auffaellt bei den Therapiesitzungen ist, dass, anders wie in Deutschland, nicht das Individuum im Mittelpunkt der Therapie steht, sondern die ganze Familienstruktur mit einbezogen wird. Und das nicht nur theoretisch sondern oefter sitzen die Eheleute, Eltern oder Kinder mit in der Therapie und werden auch direkt mit einbezogen.

In einem Fall kam ein Ehepaar zur Therapie weil die Frau vermutete, dass ihr Mann sie mit anderen Frauen betruegt. Der Mann sass die ganze Zeit lachend neben ihr ( er fand das wohl alles so absurd... und ich fand das etwas unpassend) waehrend sie sich immer mehr in Rage redete. Die Therapeuten versuchten die Frau zu beruhigen und schickten sie zum Schluss aus dem Zimmer raus um dem Mann zu erklaeren wie er das ganze nun angehen soll: Dr. Jioschi (der eine Psychotherapeut) fragte den Mann "was kannst du tun, wenn du durch einen Canyion laeufst der von einem grossen Steinbrocken versperrt wird an dem du nicht vorbeilaufen kannst? Nach allerlei raten auch unsererseits kam als Antwort "Du musst wachsen, damit der Steinbrocken klein wird". Der Mann soll lernen mit der "Krankheit" der Frau umzugehen, damit er darueber steht. Wir fanden dieses ansehliche Beispiel sehr schoen von Dr. Joschi, allerding fragten wir uns nun, was, wenn der Mann seine Frau wirklich betruegt und sie sich das gar nicht einbildet. Dr. Joschi meinte nur, dass man das nicht wissen koenne... darum gehe es aber auch nicht, sondern darum, worauf ihre Annahmen basieren (und diese Annahmen hatten wohl weder Hand noch Fuss).

Die Frage danach, ob die beiden ueberhaupt noch zusammen sein wollen (sei es weil er sie betruegt oder weil sie ihm einfach nicht trauen kann oder weil sie ihm grundlos die Hoelle heiss macht und paranoid ist u.s.w. ) wurde ueberhaupt nicht gestellt. Hier merkten wir, dass etwas ganz entscheidend anders laeuft als bei uns in Deutschland: Es kam hier gar nicht in Frage rauszufinden ob das mit den beiden noch passt. Die Ehe muss irgendwie funktionieren!





Ein ganz aehnlicher Fall: eine junge Frau wird von Schwiegermutter beschuldigt fuer dem Tod ihres Schwiegeraters verantwortlich zu sein. Dieser ist am Alkoholismus gestorben. Die junge Frau wollte sich das Leben nehmen, indem sie Gift trank, konnte aber gerettet werden.

Auch hier kam es nicht in Frage in der Therapie einen Umgang mit dem Geschehenen zu finden und es in Betracht zu ziehen sich erstmal von zu Hause zu distanzieren (da sie ja Schuld an dem ganzen Schlamassel haben soll), sondern ihr wurde gesagt, dass sie keine Verantwortung fuer den Tod habe, aber zurueck soll in das Haus ihrer Schwiegermutter. Sie sei in der Verantwortung sich um um die Schwiegermutter zu sorgen. WAAAATT??? (hab ich nur gedacht) 

Wenn sie weinen muesse, solle sie das noch in der Therapiesitzung machen, aber wenn sie den Raum verlasse solle sie stark sein...

Das ist ja mal wirklich ganz was anderes. Aber eine sehr interessante Weise die kulturellen Unterschiede zu erkennen. Hier herrscht das Credo der Joint Family: Die Familie ist die kleinste Einheit des sozialen Gefüges, nicht das Individuum.


Uebrigens ist, laut unserem Chef, die haeufigste Selbstmordmethode hier in Indien Pestizide zu trinken... brrrr!




Das tut jetzt zwar nix zur Sache aber was ich noch loswerden wollte: ein Patient wurde mal nach seinem Musikgeschmack gefragt, er meinte dass er Rock gerne hoere, seine Lieblingsband sei "Tokio Hote".
Klasse!!

Tja, diese verrupften Typen haben es sogar bis nach Indien geschafft und in der GALA war sogar ein Artikel dass sie nach Indien auswandern wollen... oh mein Gott!!! Die armen Inder!

Neeeeeeiiiiiinnnnnn!!!





















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