Dienstag, 31. Dezember 2013

Mararikulam und der Besuch aus Westen

Sooo, Panaji war bis auf das sch*** Hotel und dem ganzen Trubel drum rum nochmal eine schöne Abwechslung nach Agonda. Was uns zum Schluss noch überrascht hat war das "Trash Festival" (der Name allein ist schon klasse).



Wir waren zum mit feiern zwar leider zu spät, hatten aber Gelegenheit ein paar Überbleibsel zu betrachten, wie z.B. diesen Kopf aus Tetra-Pack-Kartons.

Müll-Kunst in Panjim
Das erfreulich daran ist, dass das ganze ein Teil einer Kampagne ist, die zum verantwortungsvollen Umgang mit Plastik mahnt. Auch Gesetze, die die Nutzung von Plastiktüten einschränken wurden verabschiedet. Es tut sich was ...


Hier dachte ich, warum auch immer,ich würde tatsächlich eine Pizza bekommen und hatte mir in meiner Fantasie schon irgendwas steinofenartiges ausgemalt. Ein bisschen Naivität bewahre ich mir anscheinend krampfhaft.

indische Pizza




So weiter gehts ...

Nächster Stop ist Kerala, genauer Mararikulam, ca 830 Km südlich von Panjim. Dort treffen wir uns mit meiner Stiefschwester Mimi und ihrem Freund Domi



Gegen zwei Uhr Mittag sind wir am Flughafen in Panaji angekommen. Hier war totales Chaos! Sowas hatten wir noch nicht gesehen. Menschenmassen versuchten in den Flughafen hineinzukommen. Polizisten versuchten die Masse in Schach zu halten. Es wurde gebrüllt, gedrängelt und geschimpft. Wir haben dann mal versucht uns ganz "indisch" in die Schlange zu quetschen, wurden aber von einem Inder ganz "westlich" angemotzt dass wir uns bitte einreihen sollen (haben das ganz dezent ignoriert). Ein Polizist hat dann aber direkt vor uns eine mobile Absperrung platziert und uns aufgefordert von der anderen Seite anzustehen. Nach einer halben Stunde kam ein anderer Polizist und forderte uns auf wieder von der anderen Seite anzustehen. Da haben wir dann aber gemotzt und auf Stur geschaltet (das haben wir uns aber nur getraut weil auch andere Leute in der Reihe mit dem Polizisten gemotzt haben und er dann lachend und total überfordert aufgegeben hat). Nach der Drängelei haben wir es dann tatsächlich in den Flughafen rein geschafft. Der Flughafen hält der wachsenden Massen an Goa- Touristen wohl nicht mehr Stand und der modern anmutende Terminal nebenan ist wohl noch nicht fertig.







Der Flug verlief unproblematisch, wir waren drei Stunden im Flieger und davon 1,5 Stunden in der Luft. Unterwegs hatten wir dann noch einen Zwischenstopp in Bangalore. Ein Teil der Passagiere bleibt dann einfach sitzen, der Rest steigt aus. Es kommen Putzleute die alles auf Vordermann bringen und das Flugzeug wird nochmal gecheckt. Dann steigen die Neuen ein und es geht weiter.






Wieder gelandet mussten wir feststellen das der Zielflughafen Kochi genauso eine Nummer ist wie der Flughafen Frankfurt Hahn. Er befindet sich nämlich gar nicht in Kochi, sondern eine gute Stunde entfernt.

Somit hatten wir 70 Km mit dem Taxi vor uns. Wir konnten uns das Taxi aber glücklicherweise mit einer Engländerin teilen, die wir am Pre-paid-Taxi-Schalter angequatscht haben. Die Taktik, Leute anzusprechen ob man sich ein Taxi teilen möchte, hat sich schon in der Vergangenheit als ökonomisch herausgestellt und man macht immer nette Bekanntschaften.

Nach knapp drei Stunden Fahrt (und vor allem Gestehe im Stau) kamen wir dann endlich, fix und fertig, gegen halb zehn in unserer Unterkunft an.

Die Unterkunft ist ein 140-jähriges, kleines, traditionelles Kerala- Haus dass vor einigen Jahren renoviert wurde, das Haus hat zwei Räume und erinnert uns an einem Kung-Fu-Film, sieht schick aus!
Die Gastgeber sind eine Familie, die direkt nebenan in ihrem Haus leben.
Die Zimmer inklusive Bad sind sehr schön, aber da es "luftdurchlässig" gebaut ist, gibt es viele Möglichkeiten für Getier durch das Dach zu uns ins Zimmer zu klettern. Bis jetzt ist aber noch nichts Schreckliches aufgetaucht, lediglich Geckos, Käfer, jede Menge Moskitos und einen Tausendfüßler.

unser Kung-Fu-Haus

Das Häuschen steht auf Säulen, darunter ist der "Speisesaal" an dem wir Essen serviert bekommen.
Hier drum herum ist nicht besonders viel, deshalb kocht die Mutti von nebenan für uns und sie kocht fantastisch.

Das einzige, wirklich gewöhnungsbedürftige sind die Bäder der zwei Zimmer. Früher war das Ganze wohl nur ein Bad. Eine niedrige Mauer trennt nun das Bad in zwei Teile. Allerdings ist die Mauer so niedrig (2 Meter hohe Mauer, 4 Meter hohe Decke), dass man das benachbarte Bad durch das Spiegeln der Deckenkacheln sehen kann. Jetzt können wir uns vom Klo aus zuwinken.




Mimi und Domi waren noch nicht da als wir ankamen, also konnten wir uns das größere Zimmer schnappen. Zehn Minuten später trafen sie dann aber ein.

Abends waren wir noch was Essen und tauschten unsere Indien-Erlebnisse aus. Wir waren aber alle ziemlich erledigt von dem Tag.


essen wie bei Mutti


Den Strand haben wir dann am nächsten Tag erkundet. Der Marari-Beach wurde von National Geographic zu einem der fünf schönsten "Hängenmatten-Strände" gewählt.
Und der Strand ist wirklich schön!
Es gibt nur wenig Menschen am Strand, wahrscheinlich weil hier keinerlei Restaurants oder Cafés am Strand zu finden sind. Wir haben uns unter eine Palme gelegt und relaxt und natürlich in den Wellen gebadet.
























Nervig waren die kontaktfreudigen, indischen Männer. Gruppen von Jungs haben versucht Mimi und mich anzuquatschen wenn Mirco und Domi baden waren. Wir haben sie ignoriert oder sie a la "mach dich vom Acker" weggezischt.
Ein kleiner Mann war besonders anhänglich, allerdings anhänglich an Mirco. Er fühlte sich in unserer Gesellschaft offensichtlich wohl und war schwer loszuwerden. Bevor wir den Strandtag beendeten, saß er wie selbstverständlich bei uns, trank aus unserer Wasserflasche und machte small talk.

Mircos neuer Freund

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Panjim Panaji

Die Sache mit der Kuh ist, für unseren Geschmack, gut ausgegangen.
An Weihnachten, nachmittags, haben wir sie frei gelassen. Zuallererst hat sie sich in die Sonne gelegt. Wir hatten sie im Schatten angebunden damit sie kein Hitzeschlag bekommt. Später war sie immer noch da. Sie war gut drauf: sie schmuste und leckte uns ab (wenn eine Kuh länger an einem schlabbert hat man an der Stelle bald keine Haut mehr- Kuhzunge ist wie Sandpapier). Ein Inder sagte zu uns „she loves you, because you did everything for her“ (sorry für die Selbstbeweihräucherung, aber das hat uns schon ein wenig Stolz gemacht).
Später ist sie tatsächlich losgelaufen. Nach einigen Wochen am Strand (weil sie aufgrund ihrer verletzten Hufe nur auf Sand und nicht auf harten Asphalt laufen konnte) ist sie gemuetlich die Strasse entlang getrottet. Sie konnte ihre urspruengliche "Kuh-Route" wieder laufen.
Das war wirklich ein Happy End zu Weihnachten!



Gestern sind wir dann wieder in den Norden gefahren. 70 km nach Panjim. Panjim ist Goas Hauptstadt und wirklich klein und gemütlich.
„Klein und gemütlich“ kann man von unserem Hotel allerdings nicht sagen…
Im Bad des ersten Hotelzimmers hatte Mirco einen Kampf mit einer Kakerlake, den er dann auch nach geraumer Zeit, ausgestattet mit der Duschbrause, gewann. Mit Kakerlaken können wir notfalls leben. Pingelig wurden wir dann aber als wir ins Bett gehen wollten: Mirco wurde direkt von einer Bettwanze angeknabbert. Nachdem er sie platt gemacht hatte, fanden wir noch den Rest der Bettwanzen-Family fröhlich in unserem Bett.
Blutsauger- Bettwanze

Schabe



Also sind wir in ein anderes Zimmer gezogen (wo auch Kakerlaken am Bett vorbei schlendern und wo es kein Warmwasser zum Duschen gibt- abgesehen von den schmutzigen Bett und Bad und kaputter Einrichtung).






Eigentlich wissen wir ja was einen in Indien erwartet. Wir haben schon in schlimmeren Unterkünften gehaust und kommen damit gut zurecht. Aber zur Weihnachten steigen die Preise enorm und wir bezahlen für das Hotel einen teuren (fast europäischen) Preis. Und das stinkt uns dann doch ganz schön! Jetzt gibt’s grad ein bisschen Trouble mit dem Hotel…








Zurück zu Panjim (oder Panaji). Die Stadt ist wirklich sehr klein (ca. 60.000 Einwohner) und war früher die Hauptstadt der portugiesischen Kolonie. Hier schaut es, in architektonischer Hinsicht, an manchen Stellen gar nicht so indisch aus, eher süd-europäisch.

Das Wahrzeichen ist die „Our Lady oft theImmaculateConception- Church“. 


Dort ist auch eine geschmackvolleFreilicht- Krippe aufgebaut (würde sich für ein Horrorfilm eignen). Wegen der Kirche hat Mirco übrigens unser Hotel gebucht. Das Hotel nutzt die Kirche als Titelbild für seine  Internetpräsenz und Mirco dachte sich „na was ein hübsches kleines Hotel“.
Überall in der Stadt und in den Orten drum herum sind weitere Krippen aufgebaut. Bei einer stand dabei „Happy birthday Jesus“, das hat mir gefallen!

Krippe mit riesigen, gruseligen Puppen (die sich sogar bewegen koennen)



Gestern Abend haben wir noch einen Abstecher zum Miramar Beach gemacht. Das ist ein wirklich indischer Strand. Viel Getümmel, kreischende Kinder und Frauen die mit Klamotten baden. Wir mussten als Weissbrote mal wieder als Foto-Objekte hinhalten. 

"indischer Strand"

Mirco wird von einem Herrn zum Badespass eingeladen


Inderinnen beim Baden





Dienstag, 24. Dezember 2013

Weihnachten in Goa

Merry Christmas!!!!

Wünschen wir euch alle!!!



das Bild ist so schön scheisse!! Trash- Foto


... es wird nicht besser... wir mit Nitin und Sanji



Wir sind so gar nicht in Weihnachtsstimmung- macht aber auch nichts. Heute verbringen wir einen ganz normalen Tag hier und abends werden wir besonders lecker Essen gehen.

Der Tierarzt ist gerade hier und ich kann mir das ganze gar nicht mit anschauen. Die Kuh wusste sofort was Sache ist als sie das Seil gesehen hat womit ihr die Hinterläufe verbunden werden (und da soll nochmal jemand sagen dass Kühe hohl sind!!!)
Wir haben sie dann nochmal geknuddelt und sie hat als Liebesbeweis Mirco abgeschlabbert (das macht sie ständig bei ihm- sie haben wohl eine innige Beziehung ;-) ).
Die Kuh wurde wieder flach gelegt, der Arzt hat die Hufen geschnitten und danach eine Art Säure darüber gegeben.

Es hat gezischt und geraucht- spätestens jetzt sind alle ungewünschten Bewohner der Hufe im Insektenhimmel. Sie hatte wohl tatsächlich Krebs. Der ist jetzt raus geschnitten und der Arzt kommt in 10 Tagen nochmal. Heute Abend werden wir sie gehen lassen *schnief*.

Die Kuh nach der Behandlung, fix und fertig!



Heute ist unser letzter Tag in unserer "Bubble" namens Agonda. Wir haben uns hier schön eingelebt und sehr nette Bekanntschaften gemacht.









Mit Stefan auch Aachen haben wir sehr schöne Abende (und Frühstücke am Morgen) verbracht mit interessanten Gesprächen. Er reist durch Indien und bereitet eine Kunstausstellung vor, die im Sommer statt finden soll. Wir freuen uns schon die Ausstellung im Sommer zu besuchen.




Astara und Brandon (aus L.A. und Südafrika) haben uns mit der Kuh unterstützt. Sie leben in Malaysia und unterrichten Englisch.




Und das sind Nitin und Sanji:

























Wenn man hier länger bleibt wird die Bubble tatsächlich zu einer Soap.
Da lästern der Inder übereinander bei uns ab, eine Amerikanerin streitet sich mit dem Franzosen über Standardtvorurteile, ein indischer Bekannte betrinkt sich am Abend, tanzt, weint dann wegen seiner ersten verlorenen Liebe und beschimpft danach seinen Kollegen und es gibt einen riesigen Tumult und Gestreite zwischen den Touris als ein Inder eine Sau knebelt und sie dann zum Schlachter bringt (die Sau hat den ganzen Ort zusammen gebrüllt, und der Inder hat einer Touristin erzählt dass er die Sau ins Krankenhaus bringt weil sie krank sei, damit sich die Touristin nicht aufregt...).








Also nochmal: Frohe Weihnachten!!!!!













noch ein bisschen was aus Agonda

"Das Individuualtouristenphänomen"
Was man in Indien immer wieder trifft sind Menschen, die sich selbst als Individualtouristen verstehen. Und das schlimmste was es für einen Individualtouristen gibt ist - ein anderer Individualtourist. Denn nichts hat mehr Macht den Traum vom Individuum auf Reisen zu zerstören als ganz viele andere Individuen, die mit den selben Zügen reisen und die selben Geheimtipps kennen. Es gibt aber zum Glück ein Hilfsmittel gegen diese Bedrohung, man ignoriert sich einfach gegenseitig. Es würde vielleicht gar nicht auffallen, würde man sich nicht so furchtbar angestrengt ignorieren. Wir können uns nicht ganz da rausnehmen und am liebsten sind wir ja die einzigen, exklusiven Traveller...



Den Hunden geht es hier, im Gegensatz zu den Hundis an untouristischen Orten, sehr gut- zumindest über die Touristensaison. Während der Monsunzeit verhungern aber viele Hunde.
Strandhund-Gang

In der Monsunzeit scheint Agonda ein ein ganz anderer Ort zu sein als den Ort den wir kennen. Die meisten Strandhütten und Restaurants werden abgebaut und es ist nicht besonders viel los.
Viele Menschen sind während der Monsunzeit von Arbeitslosigkeit betroffen, die Zeit ist schwer für Mensch und Tier.

Im Nachbarort gibt es den "Animal Rescue Center". Dieser hilft vor allem den Straßenhunden und den Katzen (die Rescue- Leute kamen auch einmal wegen der Kuh, können sie aber aufgrund Platzmangel und hungrigen Leoparden nicht aufnehmen).
Hier der Link:  http://www.arcgoa.in/index.php
Laut dem Rescue Center soll man die Hunde füttern. Vor allem vor der Monsunzeit damit sie sich etwas Speck anfressen können.

Eines Morgens war der Rescue Center vor Ort mit einem Käfig voller Welpen. Sie hatten zu viele Welpen gefunden und suchten für die Hundebabys ein neues Zuhause. Ein paar Inder hatten auch tatsächlich Interesse an einem kleinen Hund. Uns sträubten sich allerdings die Haare... Die Frau vom Rescue Center musste erklären, dass die Hunde jeden Tag etwas zu Essen brauchen. Der Herr wollte dann den kleinen Hund in den Fußraum seines Rollers setzten und losfahren. Die Rescue-Center- Frau musste erklärten, dass das der kleine Hund noch nicht könne. Leider wusste der Mann auch nicht wie er den Hund halten soll, der hing dann ganz komisch in der Luft rum. Wir, und die Leute vom Rescue Center, vermuten allerdings, dass viele der Hunde wieder ausgesetzt werden wenn sie nicht mehr so süß und klein sind.







An einem Abend haben wir einen wunderbaren, leckeren Fisch verspeist. Kurz nachdem wir mit ihm fertig waren bekam ich furchtbare Bauchkrämpfe. Der schöne Abend war vorzeitig beendet. Die Krämpfe wurden immer schrecklicher und urplötzlich taten mir all meine Knochen weh. Ich wusste gar nicht wie ich mich hinlegen soll ohne dass es weh tut. Natürlich kam der Durchfall nur kurze Zeit später. Die Nacht war der Horror! Zusätzlich bekam ich Fieber. Spätestens hier ging meine Dengue- und Malariahypochondrie wieder los. Mirco war diesbezüglich weniger verängstigt da bei Malaria oder Dengue kein Durchfall mit auftaucht.
Arztpraxis in einer Garage
Am nächsten Morgen hatte sich mein Zustand noch nicht verbessert und so durfte ich Bekanntschaft mit dem Agonda- Arzt machen. Er kam mit einem kleinen Mann der den Arzt-Koffer tragen musste. Ich musste die Standardtprozedur über mich ergehen lassen (Fragen beantworten, Blutdruck messen, Fragen beantworten). Eigentlich wollte er mir eine Infusion verpassen- da hab ich mich aber geweigert. Die Medikamente die ich verschrieben bekommen habe wirkten dann auch recht schnell. Anscheinend hatte ich einen Magen-Darm-Infekt evtl aufgrund von unreinem Wasser. Bin aber schon lange wieder fit!





sieht aus wie bei uns an der Bergstraße
In der Nähe von Agonda gibt es einen Nationalpark den wir mit unserem Roller besuchten. Viel Getier haben wir nicht entdeckt (bis auf Affen, komische braun-behaarte Geschöpfe, ekelige Spinnen und lustige Vögel). Aber es war schön (bis auf das Mirco sich beim Fahren ständig unter die herabhängenden Äste weggeduckt hat und sie mir dann voll ins Gesicht geklatscht sind).






Auf der Rückfahrt wurden wir von einem Polizisten rausgewunken. Auf seiner Suche nach irgendwas, was er beanstanden kann, um sich ein Zuverdienst zu sichern, wurde er schnell fündig - ich hatte keinen internationalen Führerschein. Er musste dann noch kurz überlegen, was er für angemessen hält und entschied dann, dass umgerechnet 5€ ok sind. Ich war direkt einverstanden, Resi war empört und wollte Stress machen, was ich für eine ganz schlechte Idee hielt, also zahlten wir und dackelte davon. Nachdem er bemerkte, dass wir nach dem Zahlen immer noch in der Gegend rumstanden, kam der charismatische Herr nochmal zurück "any problem?" Ähh nöö ... dann hat er sich noch nach unserem Zimmerpreis erkundigt (wahrscheinlich als kleine Orientierungshilfe dafür, was der nächste Strafzettel kosten darf), ein bisschen Smalltalk. Ich fragte, wie es denn jetzt so ist mit dem Rollerfahren, aber er meinte ich könne ruhig weiterhin fahren, "but be carefull with the police" ... Nichts wie weg ...





Sonntag, 22. Dezember 2013

Die Heilige Kuh

... Agonda

Jetzt sind wir doch wieder in Agonda und mit dem Blog ein wenig in Verzug. Das ist vielleicht aber gar nicht so schlecht, denn sonst hätten wir wahrscheinlich mittlerweile 10 Posts zu unserer Kuh.


unsere Kuh

Hier in Agonda gibt es jede Menge Kühe und Stiere. Die stehen und liegen überall rum. Auf der kleinen Straße hinter dem Strand, vor allem um die Gemüseläden rum und natürlich auch am Strand. Es scheint als haben sie hier ihre festen Ruten und Zeiten, denn jeden Nachmittag kommt eine große Herde über die kleinen Pfade an den Strand gelatscht, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Das sind dann so um die 20 - 30 Kühe mit ihren Kälbern und ein paar großen Stieren.

Kühe kommen an den Strand gelatscht


Eine junge Kuh fiel uns auf weil sie immer vor einem Strandrestaurant (das "Green Valley") rum hing. Sie stand morgens immer vor der provisorischen Begrenzung und glotzte einen mit ihren Kuhaugen an. Weil sie nicht mit ihren Kollegen um die Häuser zog, sondern sich lieber am Restaurant aufhielt, machte ich bei Nitin, einem der Jungs der hier zur Saison im Green Valley arbeitet, den Scherz, dass sie sich wohl für einen Mensch hält, woraufhin er mir zeigte warum sie nicht mit den anderen mitzieht: Ihre Hufe ist viel zu lang und vom Laufen wund und in der Wunde wimmelte es nur so von Maden.

die schief gewachsene Hufe


Nitin hat dann für den nächsten Tag einen Tierarzt organisiert. Der kam dann an den Strand und hat erstmal das ganze Madengetier da rausgeholt und die Wunde gesäubert, konnte aber leider die Hufe nicht schneiden. Die arme Kuh ließ die ganze Prozedur über sich ergehen, sie hatte aber auch nicht die Wahl, eine Horde von Menschen beteiligte sich an der ganzen Aktion und lag kreuz und quer auf der Kuh um sie am Boden zu halten.

Am nächsen Tag bin ich dann mit Nitin mit dem Roller in den Nachbarort gedüst und wir haben versucht einen Tierarzt zu finden, der der Kuh die viel zu langen Hufe beschneidet. Aber leider kann das keiner der Tierärzte hier in der Gegend, sondern nur einer aus Madgaon, ca 35 Km von hier und der kommt nur alle 10 Tage. Nitin und ich haben uns der Kuh angenommen bis der Arzt dann das nächste Mal kommt. Nitin tut es für sein Karma und ich bin da so rein gerutscht.

Wir haben dann auf Raten des Tierarztes erstmal die Kuh vom Stand weggeholt, weil der Sand immer in ihrer Wunde rumribbelt und haben sie auf einem der kleinen Wege runter zum Strand an einem Zaun festgebunden. Einer der Jungs aus unserem Guesthouse hat uns dann mit dem Roller eine Stelle gezeigt wo wir trockenes Gras pflücken können um den "Kuhstall" damit auszulegen. Jetzt muss Resi jeden Tag mit mir Gras pflücken gehen.

was man nicht alles tut für die Kuh...






Da die Fressmaschine jetzt nicht mehr alleine auf Futtersuchen gehen kann sind wir die Gemüseläden abgefahren um Gemüsereste zu besorgen. Die Restaurants drum rum geben ihr zusätzlich die Bioabfälle. Die Kuh wühlt dann mit ihrer Schnauze darin rum und sucht sich ihre Leckereien aus.
Die Hufen müssen jeden Tag desinfiziert werden. Das hasst unsere Kuh und da wird sie dann auch ziemlich zickig.

Nitin und ich beim Desinfizieren der Wunde

Das ist jetzt seit fünf Tagen die Standardprozedur. Mittlerweile haben wir säckeweise Blumenkohlblätter gelagert und beschäftigen seit vorgestern eine Frau, die ein paar Mal täglich den Platz ausmistet.

die Kuh wurde abends von Leuten zugedeckt damit sie nicht friert
Die Kuh ist ziemlich zutraulich und sie lässt sich gerne schmusen.






Allerdings wird sie zur Zeit von Tag zu Tag wilder. Zwischen dem Kraulen boxt uns mit ihrem Kopf.
Leider wissen wir nicht wie wir das zu deuten haben. Im Internet findet man nichts über so ein Verhalten (man findet nur Infos zum Thema "Nutztier"- Kotz!). Ist das Kontaktaufnahme oder will sie einfach dass wir verschwinden? Vielleicht hat sie kein Bock mehr drauf angebunden zu sein.  Positiv ist auf jeden Fall, dass sie viel fitter und stärker ist als vorher, als sie nur schwach in der Gegend rum hing. Die Wunde scheint ein wenig verheilt zu sein und es hängen keine Fliegen mehr darin rum. Zu Beginn hat die Infektion ganz furchtbar gerochen, das ist jetzt nicht mehr der Fall.

die Kuh boxt mich


Wir hoffen den Tierarzt überzeugen zu können, dass er kommt und die Hufe schneidet. Eigentlich ist hier mit Geld ja alles möglich, doch die Tierärzte haben Angst, dass wenn bei einer Behandlung von einem Tier etwas schief läuft, das vermeintlich keinen Besitzer hat, dann auf einmal doch jemand auftaucht und die Hand aufhält und auf Entschädigung pocht.




Obwohl wir Kühe mögen, haben sie auf uns immer einen etwas hohlen, stoischen Eindruck gemacht. Egal was ist (die latschen einem auf der Straße fast in den fahrenden Roller rein, sie bekommen einen Klaps auf den Hintern, es gibt was leckeres zu Essen etc.), die gucken immer mit dem gleichen Gesichtsausdruck. Aber Kühe kommunizieren nicht mit Mimik, das können sie aufgrund fehlender Gesichtsmuskulatur gar nicht. Sie kommunizieren mit ihren Ohren. 
Also, wenn ihr euch einer Kuh nähert und diese wackelt mit dem Ohr, dann hat sie euch bereits gesehen, wenn sie euch dann nach weiterem Nähern (mit dem ausdruckslosen Blick) anglotzt, heißt das "Stop!". 


Was man nicht doch alles von einer Kuh lernen kann...