Samstag, 9. November 2013

Mahalaxmi Dhobi Ghat und Banganga Tank

Am Sonntag haben wir mal wieder einen Ausflug nach Mumbai gemacht. Mumbai ist ja so gross, da braucht man echt Wochen um alles Interessante zu entdecken...

Eigentlich hatten wir vor ein paar Ziele von unserer "Das-muessen-wir-gesehen-haben-Liste" zu streichen, hatten aber schon vorher weise Zweifel ob das zu schaffen sein wird. Vor allem kommt andauernd wieder was hinzu.

Also Sonntag ... Wir wollten mit dem Zug kurz nach Mumbai reinfahren um uns von dort eine Rickshaw zu nehmen, die kurze Zugfahrt hat aber leider mit Umsteigen gute 2 Stunden gedauert. Weiss auch nicht... irgendwie braucht man hier fuer alles laenger. Distanz, Orientierung und Koordination sind da die Stichwoerter. Verheerend ist auch wenn man von eienr topografischen Darstellung der Karte des Eisenbahnnetzes ausgeht. Soll heissen, nur weil auf der Karte zwei Linien parallel nach unten verlaufen, heisst das noch lange nicht, dass sie das auch tatsaechlich tun, es koennte auch sein, dass eine nach Osten und die andere nach Norden verlaeuft. Der moechtegern ausgekluegelte Plan, wie wir am schnellsten ankommen, fuehrte uns dann also erst mal 45 Min in die komplett falsche Richtung, 45 Minuten um ungefaehr wieder da anzukommen wo es losging und noch mal eine halbe Stunde um dann endlich anzukommen wo wir urspruenglich hinwollten. Gewusst wie ...



Als wir endlich an unserem Zielort ankamen, nahm uns gleich ein netter Herr in Empfang. Der wusste wohl, dass die meisten Auslaender nicht in der Lage sind, die optisch gleichen Wagen erster und zweiter Klasse auseinander zu halten. So war es dann auch, dass wir nicht die einzigen Auslaender im Buero vom Chief Ticket Inspector waren. Wir waren auch nicht die einzigen die das ganz schoen schraeg fanden, nur so schoen rumgeschrien wie die anderen haben wir nicht. Eine anderes Paerchen und ein anderer Fahrkartenkontrolleur haben sich gegenseitig angeschrien, dass jeweils der eine aufhoeren soll den anderen anzuschreien ("don't raise your voice" ... "don't raise YOUR voice" ... usw.).

Die Beteuerung unserer Unkenntnis liess unseren Inspector leider kalt und er forderte umgerechnet 8 EURO fuer die unrechtmaessige Nutzung der 1. Klasse (wo wir hierfuer wunderbar drei Mal essen gehen koennten). Wir zogen es kurz in Erwaegung wegzulaufen, verwarfen diese Idee dann aber schnell, denn der "Big Boss" (so wurde er tatsaechlich von den Inspectoren genannt) war vermutlich der Zwillingsbruder von dem hier:

Big Boss der Railwaystation Dadar

 
Also zogen wir unseren Joker, Sudipta, unser "Coordinator". Geschickt wie sie ist, handelte sie den Inspector auf die Haelfte runter Wir zahlten und durften gehen!








Unser erstes Ziel war der Mahalaxmi Dhobi Ghat.
Das ist der weltgroesste "Open-Air-Waschsalon" in dem Mumbais Waesche (vorallem Hotel- und Krankenhauswaesche) von den sogenannten "Dhobis" gewaschen wird.



Der Waschsalon


Dhobis sind die Kaster der Waescher. Das Waschen gilt als unrein und somit gehoeren die Dhobis der unteren Kaste an (obwohl ja offiziell seit 1949 das Kastensystem abgeschafft wurde...).

Die Waesche wird in solchen steinigen Waschbassins, die reihenweise angeordnet sind, gewaschen. Wir sind dann mal ganz mutig ist diese merkwuerdige Welt reingedappt. Die Gassen sind sind mini-winzig und die Menschen sind emsig am arbeiten oder erholen sich vom emsigen Arbeiten. Die Leute wohnen auch dort, wie in einer eigenen kleinen Kommune (man konnte ab- und zu in eine der Haeuschen bzw. Zimmer mit Dach lunzen) Fotografieren darf man drinnen nicht, wir haben aber von oben ein paar Bilder gemacht.



Ein Dhobi waescht sich selbst


























Vor dem Mahalaxmi Dhobi Ghat konnten wir dann noch einer kleinen Performance zuschauen: eine sehr junge Seiltaenzerin (mit  Sonnenbrille...) die bestimmt ihren Traum der Seilartistin verwirklicht.






















Danach sind wir ueber einen Markt gestolpert. Viele der netten Herren waren damit beschaeftigt Ziegen, d.h. den Koepfen von Ziegen, das Fell ueber die Ohren zu ziehen. Nicht unbedingt der Superlativ der Aesthetik aber auf jeden Fall interessant zuzuschauen, zumindest fuer einen von uns beiden :-)


Wuergh...
Neben den Ziegenkoepfen und Huehnern und sonstigen Leckereien gab es noch einen Fischstand mit einer Badewanne voller welsartiger Geschoepfe und sonstigen Gefisch.

arme Fischis


Wir verzichten hier in Mumbai uebrigens lieber auf Fisch, spaetestens seit dem wir gesehen haben in welchen Kloaken hier ueberall gefischt wird. Von Mumbai nach Neu Mumbai faehrt man ueber die Vashi-Bridge die beide Staedte verbindet.. Leider ist die Bruecke zu lang, um die Luft den ganzen Weg ueber anzuhalten, denn die Bruehe da unten stinkt zur Hoelle, mal mehr und mal weniger bestialisch aber immer bestialisch. Nun ja, und da unten fahren dann kleine Boetchen lang und fangen die Surviver of the Fittest ein. Wie Fit man sein muss, damit man den Langzeitfischverzehr ohne gesundheitsschaeden ueberlebt und ob das ueberhaupt geht, darueber kann ich nur spekulieren.

ups ich schweife ab ...

also Sonntag - Ausflug - Mumbai

Nach der grossen Waschmachine sind wir dann weiter zu den reichen und schoenen in die Malaba Hills gefahren und haben den Bangangatank besichtigt, dieser ist Teil des Walkeshwar Temple Komplexes (Danke Wikipedia)






Mischung aus Badespass und ritueller Reinigung
























 
  
  
Der Legende nach, ist das Wasser in dem Becken aus dem Ganges: Gott Rama war furchtbar muede und durstig und bat deshalb seinen Halbbruder Lakshmana um etwas Wasser. Lakshmana schoss einen Pfeil in den Boden und sofort sprudelte Wasser aus dem Einschussloch und somit entstand ein ueber tausend Meilen langer Nebenfluss des Ganges. 

Jetzt wissen wir auch warum "Banganga Tank": Baan = Pfeil, Ganga = Ganges 






Waehrend unseren Rundgangs um den Tank, trafen wir auf einem Spielpatz auf eine Horde Kinder, die versuchten uns mit ihren akrobatischen Einlagen an einem Reck zu beeindrucken.

Resi hielt es nicht lange aus und beteiligte sich an den Kuensten, sehr zur Verwunderung der Kinder aber vor allem auch der Nachbarn ...














Danach ging es dann Bandra, das liegt ca. 15 Km noerdlich


Alleine der Weg dorthin war die Fahrt schon Wert. Unser Taxifahrer war sehr engagiert das Cafe zu finden. Also hat er immer wieder angehalten und andere Fahrer oder Passanten gefragt. Die haben sich dann auch einfach mal unser Smartphone (google maps) geschnappt, sind damit ueber die Strasse gedackelt um andere Passanten zu fragen usw.

Das schoenste war aber die Erfahrung, wie schoen es klingen kann wenn ein Inder versucht "Cafe Marie Antoinette" auszusprechen. Als wir unserem Fahrer beim ersten informativen Stop nochmal sagten wie der Laden heisst, hat er sofort, ganz selbstbewusst, einen Pasanten herangepfiffen und nach "Cafe Marieantetet" gefragt und dann ging die Stille Post der Pasantenbefragung los. Schliesslich war unser neues Ziel dann "Cafe Internet".

Also wir dann nach einigen Stops ankamen, war das Cafe leider zu. An Diwali feiern alle zu Hause, daher war wegen Gaestemangel geschlossen, erfuhren wir spaeter.

Also suchten wir uns eine Bar, der Abend wollte ja schliesslich noch nicht enden. So fanden wir uns ploetzlich vor "Totos Garage" wieder. Ein sadistischer indischer Geschaeftsmann hatte hier die Idee, viele gluecklich dreinschauende indische Maenner in orangene Latzhosen zu stecken, damit sie wie Automechaniker aussehen (sollen). Ihren Gesichtern war zu entnehmen, dass sie sich durchaus ueber ihr Erscheinungsbild im Klaren sind. Uns haben sie an Super Mario erinnert. Stattgefunden hat das Ganze in einer Kulisse, die einer typischen Rockerkneipe nachempfunden ist, es hatte eine wenig Tarantino-Flair. Mit das Ueberraschendste war aber: es gab gezapftes Bier, wow, da haette man wahrscheinlich Tage mit Suchen verbringen koennen, gluecklicher Zufallsfund.



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