Donnerstag, 21. November 2013

noch mehr aus der psychiatrischen Abteilung..


Letzte Woche ging es heiss her. Es schien als haette sich eine Zurechtweisung auf hoechster Ebene so langsam die Hierarchieleiter nach unten gearbeitet. Wir hatte die Ehre auf mehreren Stationen life dabei zu sein, wenn sich jemand seinen Anschiss abholte.

Hierarchien sind hier immer noch voll im Trend. Kasten spielen in Unternehmen oder Krankenhaeusern, zumindest hier im Raum Mumbai, keine Rolle aber das hierarchische Denken ist allgegenwaertig. Mal mehr bei denen mit Macht und mal mehr bei denen ohne Macht. So haelt bspw. Dr.Rakesh, Head of the department, das Aufspingen wenn er das Zimmer betritt fuer "the wrong way to show respect", andere wieder finden das ganz nett, schliesslich sind sie selbst lange genug gesprungen. Sei's drum, die Studenten und andere Angestellte lassen es sich sowieso nicht nehmen blitzartig die aufrechte Koerperhaltung einzunehmen, egal wie eindringlich sie aufgefordert werden sitzen zu bleiben. Da hilft hoechsten die Verlagerung des Koerpegewichts des Chef auf die Schultern dessen, der da gerade wieder dabei ist einen Blitzstart einzulegen. Unfaehig aufzustehen fuehlt sich dieser dann aber gar nicht wohl da unten und der unabdinbare Drang doch noch zu springen steht im ins Gesicht geschrieben.
Am Anfang haben wir versucht nach dem Motto "Tu in Rom was Roemer tun" auch mit aufzuspringen wenn der Boss die Tuer rein kommt. Aber nach einigen Verpassern unsererseit haben wir dann doch resigniert und bleiben nun, wie die Bosse selbst (hehe) einfach sitzen. Ist besser als immer verspaetet und als Letzter aufzustehen.

Der grosse Respekt vor den Vorgesetzten schuetzt den Chef aber nicht davor, dass ihm ein Student, nach dem Verzehr von ein paar Keksen, zaertlich die Kruemmel aus dem Bart pickt. Wer sichs traut kann es ja mal bei seinem Chef probieren...
Hier denkt man sich einfach nichts dabei. Der bei uns Westlern beliebte Radius von einem Meter, den man gerne eingehalten sieht, den gibt es hier nicht.

So ist es auch normal das Koerperkontakt da besteht wo wir Westler ihn nicht gewohnt sind. Haendchenhalten zum Beispiel ist hier unter Maennern Volkssport. Hier halten alle Haendchen, Freunde, Wachmaenner usw. Man muss nicht lange warten, dann kommen wieder zwei eng umschlungen an einem vorbei flaniert. Auch beim Schwaezchen halten, da legt der eine dem anderen die Hand aufs Bein, legt den Arm um die Schultern. Freundschaften wirken insgesamt viel intimer. So ist es auch nicht selten, dass Patienten zur psychologischen Konsultation mit ihrem besten Freund kommen (das nenn ich mal Vertrauen!). Dies ist aber auch leider eine Konsequenz davon, dass Maenner und Frauen meist nicht so dicke sind. Es wird ja schliesslich mehrheitlich geheiratet, wen die Familie auserkoren hat und nicht der Kanditat, mit dem man so toll ueber alles reden kann ...

Maennerfreundschaft in Indien (Foto haben wir aus google, ist aber trotzdem scheen!)

So, zurueck zur psychiatrischen Abteilung: Insgesamt gibt es hier vier Psychiater, zwei Psychologen, den Chef und viele Studenten, die hier waehrend ihres Masters arbeiten.

Das hier ist ein Teil der Crew: Drei der Psychiater und der Big Boss Dr. Rakesh (der Herr in der Mitte).


Dr. Rakesh arbeitet neben dem MGM Kamothe noch in einer Privatklinik (MGM Vashi), hat zusaetzlich noch seine eigene Praxis und unterrichtet als Professor - er ist also gut beschaeftigt!!


Uebrigens ist MGM die Abkuerzung fuer: Mahatma Gandhi Mission. 
Mahatma Gandhis Mission lautete:  “DELIVERING VISION THROUGH VALUES"




Manchmal haben wir die Moeglichkeit, die Psychiater mit auf die Intensivstation zu begleiten. Mirco wird es dort immer ganz anders und er mag die Besuche nicht so gerne wie ich...
Dort liegen haeufig Patienten mit Gehirnverletzungen die Verkehrsunfaelle hatten- Grusel!!!

Zu den Verkehrsunfaellen muss ich nochmal kurz was erwaehnen: Im Jahr 2006 gab es ca.106000 Verkehrstote. Kein Wunder, der Verkehr ist der totale Horror. Hier wird rechts und links und auf dem Mittelstreifen ueberholt, die Fahrbahnmarkierungen interessiert hier ueberhaupt keinen, genauso wie Tempolimit, Gurt- oder Helmpflicht (die "Durchsetzungsrate" von Helm- und Gurtpflicht betraegt 2/10). In jedem Taxi suche ich vergeblich nach einem Anschnallgurt, aber den gibt es einfach nicht- noch NIE konnte ich mich anschnallen. Die Leute hier machen ja auch Familienausfluege auf dem Motorrad, das heisst die Eltern fahren mit ihren drei Kindern auf einem Motorrad natuerlich ohne Helm und mit Flipflops. Sieht lustig aus, ist aber nicht mehr lustig fuer die Family, wenn sie von einer Rikshaw umgenietet werden.

Naja, jedenfalls finde ich die Besuche auf den Intensivstationen interessant. Hier wird geschaut was fuer Schaeden die Patienten davongetragen haben und wie die weitere Behandlung verlaufen wird. Die Angehoerigen werden, zumindest im MGM Vashi, dann auch zur Konsultation bei Psychologen geladen. Da wird geklaert wie sie mit der Sitautionen zurechtkommen. Ob sie sich die Verantwortung teilen, damit nicht einer alleine 24 Std beim Patienten bleibt und hinterher selbst zum Patienten wird. Ob es finanzielle Probleme gibt, ob sie Fragen zur Behandlung haben (damit sich sich nicht sorgen oder aufregen usw.). Ich muss sagen die Betreuung der Verwandtschaft ist vorbildlich, wenn auch nicht Standart.


In einem Behandlungsraum im Krankenhaus haben wir eine Elektrokrampftherapie-Vorrichtung entdeckt und waren schwer begeistert! Leider gab es bis jetzt keinen Patienten bei dem wir die Therapie haetten testen koennen (wir geben die Hoffnung nicht auf) aber die Methode ist wirklich interessant.

Man kennt diese Therapieform ja vorallem aus Gruselfilmen, diese Darstellung ist aber wirklich quatsch! Auch in Deutschland wird die Therapieform angewendet, sie ist sogar die erste Wahl bei z.B. wahnhaften Depressionen, schizoaffektiven Psychosen mit depressiven Verstimmungen oder bei Depressionen mit hoher Suizidalitaet.
Die Therapie verlaeuft unter Kurznarkose, Muskelrelaxation, Sauerstoffbeatmung und Zahnschutz. Es werden mit Stromimpulsen ein epileptischer Anfall ausgeloest. Tatsaechlich ist die EKT wirksam und erzielt Effekte, die mit Medikation nicht erreicht werden koennen.



Ansonsten ist die Stimmung in unserer Abteilung immer ziemlich gut (wenn grad keine Anschiss-Woche ist). Wenn mal keine Patienten da sind sitzen die Kollegen gerne zusammen, trinken Kaffee, halten ein Schwaetzchen und zeigen sich gegenseitig Fotos von ihren letzten Ausfluegen.

Hier haben die Kollegen gerade Spass mit Photoshop.
Auf einem Gruppenfoto fehlte eine Kollegin, mit Photoshop wurde sie einfach in das Bild gezaubert (unter viel gekichere und gealbere).






 
 
 















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