Dienstag, 17. Dezember 2013

Mandrem / Goa- Einer flog übers Kuckucksnest

Nach Agonda ging es nun wieder hoch in den Norden, nicht besonders weit hoch (ca. 95 km) nach Mandrem. Wir wussten dass Nord- Goa eher bekannt ist bei den Touristen und dass dort noch Reste der Goa-Party Szene existieren aber Mirco hat einen schönen ruhigen Strand rausgesucht wo man wohl eine schöne Zeit verbringen kann... dachten wir... bis wir ankamen....

Schon auf dem Weg nach Mandrem haben wir festgestellt, dass das hier der Höhepunkt dessen ist was wir vermeiden wollten. Auf der Straße kamen uns Scharen von Rollerfahrern entgegen: Dreadlocks, Wasserstoffblonde im Bikini, Fettbäuche oben ohne mit Käppi, Hippies, Ballermanntouris, Goaparty-Szene-Zugehörige... Eine bunte Vielfalt... Ich ahnte schreckliches...

In unserem "Holiday Village" wurde es dann nicht besser:
Wer schon immer Mal nach Russland wollte es dort aber einfach zu kalt findet, der sollte nach Mandrem kommen. Hier wimmelt es von russischen Yoga- und Meditationsjüngern, die ihren Meister suchen. Hier durften wir solch merkwürdigen Verhalten beiwohnen, da war die Zeit in der Psychiatrie in Mumbai nichts dagegen.



Direkt als wir ankamen und unsere Sachen auspackten (hier muss ich anmerken, dass die Hütten wirklich schön und gepflegt waren!!) hörten wir ein immer wieder kehrendes, merkwürdiges, gemeinschaftliches Brüllen. So stellt sich Mirco das Kriegsgeschrei der Maori vor. Als das Gebrülle nach einer halben Stunde immer noch im Gange war, versuchte ich die Quelle ausfindig zu machen und wurde auch schnell fündig: Zehn Menschen standen sich im Kreis gegenüber, um sie rum eine Hundeschar. Die Menschen trampeln auf der Stelle, schlenkerten ihre Arme, wippten mit dem Körper und brüllten rhythmisch "Uuuuahhhhh ........Uuuuahhhhh ..........Uuuuahhhhh .........".
Diese Performance erwartet uns jeden Tag... Ein Angestellter aus unserem "Holiday Village" erklärte, dass er selbst nicht genau wisse was das ganze soll, diese Brüll-Sessions aber schon seit Jahren stattfinden (Gottseidank dürfen sie aber nur nachmittags hinter dem Village brüllen, morgens müssen sie zum Brüllen an den Strand). Die Hunde, die drum rum liegen, sind fester Bestandteil der ganzen Aktion.

unser "Holiday Village"


Ein weiteres Phänomen ist, dass es eine überzufällig hohe Zahl von von Personen Selbstgespräche führen. Während man früher immer davon ausging, da hat jemand nicht alle Tassen im Schrank denkt man heute immer "Headset". So genau wir aber auch hinschauen, da hat keiner einen Knopf im Ohr, dafür immer ein Lächeln im Gesicht. Die vielen Selbstredner scheinen übrigens unabhängig voneinander ihrem Vergnügen nachzugehen, also keine kollektive Meditation.

Als wir das erste Mal runter zum Strand gingen, durften wir ein weiteres Spektakel bewundern: Menschen die wild am Strand lang stapfen und dabei rhythmisch zu jedem Schritt brüllen (brüllen scheint hier total in Mode zu sein). Das waren dann Texte wie "I say no ... never again ... I will stay clean ... Nooooooo ... Nooooo ... Nooooooooooo...". Ihren Text lasen die Leute von Zetteln ab. Mit der Zeit fanden wir heraus, dass sie diese Sessions zwei Mal täglich abhalten. Scheinbar eine Art Geh-Meditation. Das Ganze schaut energetisierend aus aber bei der Nachhaltigkeit haben wir so unsere Zweifel.

Mandrems Strand ist wirklich ruhig...


Diesen Aushang fanden wir am Eingang des "Holiday Village":



Ich entdeckte ihn am ersten Tag.
Tja, und einen Tag später entdeckte ich einen Mann der sein Kuscheltier wieder gefunden hatte. Eng umschlungen trug er es mit sich rum...

Hier haben wir ihn ein paar Tage später fotografiert- natürlich mit seinem Kuscheltier im Rucksack...



Ich weiß nicht, manchmal denke ich die haben hier alle einen an der Klatsche, andererseits beneide ich die Fähigkeit dieser Leute sich auf solch "neue Erfahrungen" einzulassen. Wir haben aber festgestellt dass das nix für uns ist!
Aber es ist ja schön wenn es den Menschen hier gut tut. Und jeder muss wohl seinen eigenen Weg finden.


russischer Morgensport



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