Samstag, 21. Dezember 2013

Arambol und der Hippie 2.0

Weil wir schon hier in Nord-Goa gelandet sind, wollten wir uns dann auch mal einen richtigen touristischen Ort anschauen: Armabol.



Die Hippies in den 60ern sind nach Arambol gepilgert, mittlerweile ist Arambols Strand ein beliebtes Touristenziel, auch bei Pauschaltouristen.

Hier gibt es einen Shop nach dem anderen und am Strand wechseln sich die Restaurants mit Bars und Diskotheken ab.




Zwei Arten von Goa-Touristen sind uns besonders aufgefallen: Zum Einen der typische Partygänger, der am Tag seinen Rausch ausschläft und zum Anderen eine Art Hippie 2.0, der am Strand Hula Hoop übt und zu Tabla- Rhythmen meditiert. Beiden Gemein ist, dass sie die Goaner für ein lockeres Volk von Yogis, Kleiderverkäufer und Kiffern halten, die einen immer mit "Hey my friend" begrüßen und viel liberaler sind als im restlichen Land.

Und damit haben sie sogar ein bisschen Recht: Entlang Goas Strände und ca. 250 m ins Landesinnere sind vieler der Inder wirklich lockerer und begegnen den Touristen mit einer routinierten Nüchternheit. Direkt hinter dem 250 Meter Einzugsbereich vom Strand bis zu den Touristenshops beginnt wieder das konservative Indien. Die Bewohner der Dörfer, die meist aus mehr bestehen als der Straße am Strand, die die Touristen für das Dorfzentrum halten, nehmen das bunte Treiben hin, sie brauchen die Touristen aus finanziellen Gründen und sind an den Anblick der halbnackten Hippies gewöhnt.
Aber liberaler? Ein junger Mann, der in Goa einen Shop betreibt möchte lieber wieder zurück nach Mumbai, weil die Menschen in Mumbai viel toleratnter seien als die Leute in seinem goanischen Dorf und er sich hier in Goa kontrolliert und eingeschränkt fühle.



indisches Pärchen badet neben Touristin


Viele Menschen profitieren hier vom Tourismus, aber einige leiden auch darunter: Ein Mann, der in einem Restaurant in Aramabol arbeitet, erzählte uns von den Techno-Beats der Bars und Diskos am Strand, die ihn und seine Familie oben im Dorf die ganze Nacht wach hielten. Am nächsten Morgen würde man dann am Strand über die ganzen halbtoten Feierer stolpern. Er fand das ganze gar nicht so klasse!

Außerdem kommen viele der "ach so offenen und lockerern Goaner" die in den Bars und Shops arbeiten gar nicht aus Goa, sondern aus dem Norden Indiens oder aus Nepal und versucht hier über die Touristensaison ein wenig Geld zu verdienen, da es zu Hause keine Jobs für sie gibt. Ein Kellner verriet uns, dass das Gehalt bei 3000-4000 Rps im Monat liege, das sind um die 35€ - 50€ und das bei einer 7-Tage/16 Stunden-Woche.


Tabla-Verkäufer





























Und der Hippie 2.0? Der hat vor allem eins im Auge, seine eigenen Projektionen. Die daraus entstehende selektive Blindheit lässt der eigentliche Haltung der Inder zu den lockeren Touristen ebenso wenig Raum wie für die indische Kultur abseits der Klischees. Denn Goas Strände sind nicht mehr als ein Klischee. Ein selbst erschaffenes Konstrukt von Sinnsuchenden die in ein paar Yogis irgendwann einmal ihr Idol gefunden haben. Mit der Zeit hat man angefangen das Image zu vermarkten und die, die hier herkommen um sich zu finden, hinterfragen dann so ziemlich alles nur nicht die "big bubble" (wie es ein Inder vor Ort nannte),  in der sie ihren "healthy juice" schlürfen und Yoga bei der Ute machen, die sich Shiva nennt.


Nach Arambol sind wir am Strand von Morjim gelandet- auch nicht besser!
Eigentlich ist hier am Strand der Nistplatz der Olive Ridley Meeresschildkröte. Aber wir konnten nur Restaurants, Shops, Liegestühle, Sonnenschirme und Russen ausmachen- keinen Platz zum Nisten.



Hier in Morjim sind 80% der Touristen aus Russland, der Ort wird sogar Mini Russia genannt weil sehr viele Russen hier ihr eigenes Business machen.

Kaum zu glauben dass Malvan nur ca. 60 km entfernt liegt- wer wissen möchte wie es hier ohne Touristen aussehen würde, sollte sich nochmal unseren Malvan-Post anschauen:
http://marieundmircoinindien.blogspot.in/2013/12/malvan-ein-fischerstadtchen.html

Wir hatten allerdings danach genug von Nord- Goa. Bleiben wollen wir nicht, geschweige denn Weihachten hier verbringen.

Also auf nach.....



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